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HSG Twistetal III – Tuspo Waldau II 31:26 (16:14)

„Titelverteidigerbesieger“ oder „Der Skandal um die hellblaue Wand“

Die C-Klasse hat uns wieder…

Der Klassenleiter wollte uns wohl ein kleines Präsent damit machen, dass er uns gleich zum ersten Spiel der Saison den letztjährigen Meister als Auftaktgegner präsentierte. Der Tuspo Waldau II, der in der vergangenen Spielzeit lediglich 4 Punkte abgeben musste, war also der erste Gegner unserer neu formierten Mannschaft. Zur gewohnt tatortfreundlichen Uhrzeit 17 Uhr sollte das Tor zur Hölle des Nordens erstmalig für alle Freunde des gepflegten Hochgeschwindigkeitshandball aufgestoßen werden.

Das unsere Spielklasse nicht vergleichbar ist mit der Landesliga, dürfte wohl allen klar sein. Der größte und entscheidende Unterschied ist aber nicht, wie viele von Euch vielleicht denken werden, die individuelle Qualität der Spieler, sondern die Tatsache, dass Du in der C Klasse selber am Spieltag die Tasche packen musst und nicht von Mami, Papi, Hasi, Schatzi, Mausi, Täubchen, Schnurzel, Purzel oder wem auch immer das 137 Liter-Rollköfferchen mit den natürlich neuesten Schuhen, dem weichgespülten Frotteehandtuch, den gepolsterten Badepantoffeln, den liebevoll drapierten Pausensnacks, den natürlich aluminiumfreien Toilettenartikeln und  der auf DIN A4 gebügelten Funktionsunterwäsche ins Auto gepackt bekommst und Dir mit einem sanften Streichler über den korrekt gekämmten Hinterkopf noch viel Spaß gewünscht wird. Nein, wer einmal C-Klasse gespielt hat, der kennt die üblichen Probleme an einem ersten Spieltag. Das ist Handballsport an der Basis. Hier geht es rein um die grundlegenden Sachen in diesem Sport: „Wo sind eigentlich meine Schuhe?“; „Ist im Turnbeutel noch das Altglas?“; „Haben die gestern noch etwas im Fass gelassen?“; „Stehen die Trikots eigentlich noch ungewaschen neben der Waschmaschine?“; „Wann muss ich in der Halle sein um noch einen Platz auf der Bank zu ergattern?“… Das sind nur einige der Fragen, die sich ein C-Klasse Handballer zu Serienstart stellen muss.

Ja, die Frage des Erscheinens an der Spielstätte wurde im Vorfeld zum Spiel durch einen unserer Neuspieler gestellt. Daraufhin wurde er natürlich seitens der erfahrenen Spieler sofort mit einigen Heimspielregeln der Dritten konfrontiert:

  • Jeder kommt zum Spiel wie er Zeit und Lust hat. Spätestens 16:59
  • Wer zuerst sitzt, der sitzt.
  • Kaffeetrinker und Raucher erscheinen gegen viertel vor.

Mit diesen Regeln im Hinterkopf wartete unsere sportliche Leitung an diesem Spieltag dann auf das Eintreffen der Protagonisten. 4 wichtige Spieler hatten im Vorfeld bereits abgesagt, sodass nicht klar war, wie viele Spieler der kraftraubenden Vorbereitung trotzen und sich wohl vom Sofa in die Halle quälen werden. Die Zeit des Wartens war bereits 30 Minuten vor Spielbeginn vorbei und die Spielerliste sprengte bereits die erlaubte Anzahl von 14 Spielern. Aber der Strom an spielwütigen Talenten riss nicht ab und unsere heimspielerfahrenen Haudegen (siehe Regeln zum Erscheinen) waren noch gar nicht da. 17 teils bis in die Haarspitzen motivierte, ausgeschlafene, topp vorbereitete und vor Spielfreude strotzende Astralkörper bettelten bei der sportlichen Leitung um einen Platz in der Spielerliste. Lösungsansätze mussten nun gefunden, unangenehme Nachrichten überbracht und vereinzelte Träume zum Platzen gebracht werden. Der erste Ansatz war, dass wir vor der Theke ein „Show-Wiegen“ wie beim Boxen durchführen, aber hier konnte sich zum Glück für die bereits anwesenden Zuschauer und Thekengäste nicht auf die zu erreichende Gewichtsklasse geeinigt werden. 3 Spieler mussten gestrichen werden… Hier halfen jetzt nur noch härtere Geschütze. Der Zapfhahn wurde geöffnet und durch den Duft von Gerste und Hopfen wurden zwei der drei Probleme sofort gelöst. Die Zeit wurde langsam knapp und so entschieden wir uns für unser berüchtigtes „Ausscheidungs-Warm-Up-Programm“. Jeder hat zehn Minuten Zeit, sein handballerisches Talent, sein taktisches Verständnis, seine koordinativen Fähigkeiten und konditionellen Reserven der sportlichen Leitung zu präsentieren, um somit auf sich aufmerksam zu machen. Die Entscheidung fiel letztendlich knapp auf einen gewissen Herrn F. Aus M., der bereits am Vorabend im Kader der ersten Männermannschaft stand, aber nicht zum Einsatz kam. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Irgendwann wird er sicherlich den Sprung in unseren Kader schaffen. 😉

Nun konnte das Spiel also endlich beginnen. Die Marschroute für die Partie wurde durch die Taktikfüchse in unserem Team klar vorgegeben: Erst einmal hinten kompakt stehen und dann nach Ballgewinnen durch unser unwiderstehliches Tempospiel in der sechsten und siebten Welle Sicherheit gewinnen. Anfangs klappte das wunderbar und wir konnten uns schnell mit zwei Toren absetzen. Unser Gegner ließ sich jedoch nicht abschütteln und zeigte durch langes, geduldiges, jedoch dennoch immer druckvolles Spiel im Angriff, dass der Meistertitel im letzten Jahr nicht am grünen Tisch gewonnen wurde. Unser Einwechselgott wusste in dieser Phase genau was zu machen war und bediente sich geschickt von der mit teils ungeschliffenen Diamanten besetzten Ersatzbank. Gegen Mitte der ersten Halbzeit wollten wir nun unseren Gegner überraschen. Durch blitzartiges Umschalten von der vierten auf die erste Welle, wollten wir bereits hier zeigen, wen es in der diesjährigen Saison zu schlagen gilt, um die Meisterschaft klar zu machen. Pustekuchen!!!

Zwar stand jetzt unsere Abwehr wie ein Bollwerk und Welle um Welle an Sprints unserer Außenverteidiger rollte über unseren Gegner hinweg, aber es bewahrheitete sich mal wieder die alte Handballweisheit: „Flitzt der Außen stets umsonst frustriert, kann’s sein der Pass ist nicht genau justiert!“ ergo „Klappst nach vorne nicht gut mit dem Passen, kannst Du als Außen das Laufen auch gleich lassen!“

Unseren Gegner hatten wir jedoch damit gehörig eingeschüchtert. Die Meinungen auf unserer Bank gingen von: „Jetzt haben wir aber mal schön die Muskeln spielen lassen“ über „Wenn davon nur die Hälfte angekommen wäre…“ bis hin zu „Wie lange ist eigentlich noch?“ Dieser Passübung war es dann auch geschuldet, dass wir lediglich mit einer 16:14 Führung in die Pause gingen.

Der amtierende Meister wollte sich hier und heute natürlich nicht so düpieren lassen und kam dementsprechend motiviert aus der Kabine. Man sah den Jungs an, dass sie sich einiges vorgenommen hatten für den zweiten Durchgang. Zu Beginn zeigten wir deshalb mal einige Kabinettstückchen aus unserem umfangreichen Repertoire an Handballschmankerln, die die Jugend nur aus YouTube-Videos kennt und wohl niemals für möglich gehalten hätte, dass diese Sachen wirklich funktionieren. An dieser Stelle sei aber darauf hingewiesen: Bitte nicht zuhause nachmachen, die Akteure auf dem Feld haben dafür teils jahrzehntelang geübt oder es einfach drauf! 😉 Als Beispiel seien hier nur die eigentlich grob unsportlichen Halbarschhüftwürfe aus dem Lauf genannt, mit denen sich ein gewisser Herr G. aus M. über Jahre den Unmut der Zuschauer, aber insbesondere der gegnerischen Abwehrspieler zuzog. Durch solche und andere Aktionen zogen wir bis Mitte des zweiten Durchgangs auf 25:19 davon. Da wir als unheimlich sympathische, aber in erster Linie faire Truppe gelten, stoppte die sportliche Leitung dann das Feuerwerk und wir sollten in der verbleibenden Zeit unseren Gegner aus Waldau auch noch ein wenig mitspielen lassen. Soweit die Theorie… Es kam dann zu einem Eklat und Beispiel an Ungehorsam gegenüber der sportlichen Leitung: Einer unserer neuen Talente, den wir nach monatelangem Ringen und zähen Verhandlungen für eine hier nicht genannte Ablösesumme aus der Kreisstadt loseisen konnten, verhielt sich derart unfair und beratungsresistent, indem er als Kreisläufer mehrfach eine unüberwindbare, hellblaue Wand als Sperre stellte und unseren Gegner wie eine Schülermannschaft versuchte auszutricksen, aber auch seine eigenen Mitspieler damit in Versuchung führte. Eigens dem routinierten und abgeklärten Verhalten unseres Rückraum Mitte war es zu verdanken, der ein ums andere Mal geschickt, unter Einsatz aller seiner koordinativen Fähigkeiten diese sich im penetrant, aufgedrängte Wand umspielte und so seinem Kreisläufer damit signalisierte: „Wenn die sportliche Leitung auf die Bremse tritt, können sich die jungen Kreisläufer einen wunden Rücken sperren, aber entscheiden wird immer der erfahrene Mittelmann…“ Man kann dem jungen Burschen ja auch keinen Vorwurf machen. Vielleicht wurde in der Kreisstadt einfach anders gespielt, aber wir jedenfalls machen durch Können keinen Gegner Lächerlich! Unser Auswechselgott erlöste ihn dann schließlich von seiner Sperrigkeit und holte ihn auf die Bank zum Abkühlen. Eine Auswechslung zum richtigen Zeitpunkt. Nicht wenige vermuteten, dass er sonst bis weit in den Abend hinein, wenn alle anderen bereits an der Theke stehen, sich noch einen Wolf gesperrt hätte…😉 So plätscherte die restliche Zeit runter und wir fuhren schließlich einen ungefährdeten Sieg mit 31:26 ein.

Statistiken zum Spiel:

Tore:

Auf jeder Seite eins in rot-schwarz

gesetzte Sperren:

154

Einläufer:

nicht gebraucht…

unqualifizierte Zwischenrufe:

mehrfach

Zuschauer:

Vorhanden

Ein-u. Auswechselungen:

Wie abgesprochen oder bei akuter Luftnot

Bis bald

Eure Dritte